Das Traumschloss der Liebe

Lebe Deinen Traum - mit dieser göttlichen Eingebung macht sich Moritz Möchtegern auf den Weg. Er will das Traumschloss der Liebe finden. Seine virtuelle Freundin Samsi begleitet ihn. Und Samsi übernimmt sogleich das Kommando. Zur Shoppingtour geht’s ab in den Amazondschungel.

Wie ein Formel eins Pilot dreht Moritz seine Runden. Er wird zum Jäger – zum Schnäppchenjäger. Hier ein Schnäppchen – da ein Schnäppchen. Moritz ist geblendet von den vielen Sonderangeboten. Sein vorgegebenes Ziel, das Traumschloss der Liebe, hat er längst schon aus den Augen verloren. Plötzlich leuchtet auf dem Display der Hinweis auf: „Endstation Sehnsucht. Nächste Ausfahrt: Entschleunigungsweg“. Bevor es zum Crash kommt, stoppt Moritz seine Netzrallye.

„Wo sind wir denn hier gelandet?“ wundert sich der Moritz. „Sind wir etwa schon wieder in der realen Welt?“, fragt er Samsi und sieht sein schickes Smartphone mit großen Augen an. „Wir sind am Bankerlweg in Aschau, dem schönsten Dorf im Chiemgau", flüstert Samsi ihm entgegen. „Von hier aus können wir mit dem Ofenrohr ins Gebirg schauen,“ murmelt Moritz mißmutig vor sich hin. Samsi muntert ihn auf: „Ja, genau! Wir sind schon auf der zweiten Station vom Bankerlweg.“ „Hier kannst du entspannen, deine Seele baumeln lassen. Jetzt wird Moritz neugierig: „Und was gibt es an der nächsten Station?“ „Da wirst Du zum positiven Denken eingeladen. Du solltest dankbar sein.“ Aber Moritz wird nach der anstrengenden Schnäppchenjagd ziemlich müde. Vom Kuhglockengeläut auf Station vier des Bankerlwegs lässt er sich leiten - hin zur Himmelsliege. Er will nur noch seine wohlverdiente Ruhe finden. Im Tiefschlaf wird er plötzlich ziemlich unsanft von seiner inneren Stimme geweckt. „Hast Du das Traumschloss der Liebe gefunden?“ „Wie? Was? Welches Traumschloss der Liebe?“ „Wo gibt`s denn so etwas noch? In der heutigen Zeit.“ „Tut mir leid, ich konnte das Traumschloss der Liebe nicht finden“, antwortet Moritz in seiner schläfrigen Gleichgültigkeit.

„Du wirst das Traumschloss der Liebe niemals finden, solange Du nicht selbst in Dir zu Hause bist“, antwortet daraufhin seine Seele. Trotzig und verärgert schnauzt Moritz seine Seele an: „Na, dann sag mir doch endlich,wo ist mein Traumschloss der Liebe?“ „Und wie sieht es überhaupt aus?“ Die innere Stimme von Moritz wird lauter und lauter. „Öffne endlich Deine Augen!! Nimm den Schlüssel in die Hand!!“ „Das Traumschloss der Liebe ist ganz nah bei Dir. Du kannst es sehen.“ „Oder bist Du etwa blind?“ „Ich bin nicht blind, ich bin hungrig!“ sagt Moritz. Zur Futterstelle an der Bankerlstation Nummer acht ist es nicht mehr weit. Er will sich mit einer bayrischen Brotzeit stärken. Das hat auch ein prächtiger Wanderfalke mitbekommen. Vogelfrech setzt er sich auf den Tisch von Moritz, um auch ein paar Krümel abzubekommen. „Wo kommst Du denn her?“, will Moritz wissen. Seine virtuelle Freundin, die Samsi, weiß Bescheid. „Gleich in der Nähe ist die Falknerei von Hohenaschau“. „Der Vogel will mir wohl den richtigen Weg zeigen“, meint Moritz. Dann ruft er entzückt: „Jetzt sehe ich mein Traumschloss!“ Samsi kann es felsenfest bestätigen: „Wir sind am Ziel angekommen.“ „Schloss Hohenaschau lädt uns ein, hier Gast zu sein.“

Nun meldet sich sein lange Zeit schweigendes Herz. „Schloss Hohenaschau ist wunderschön.“ „Aber Dein eigenes Traumschloss der Liebe liegt tief in Dir selbst.“ „Du kannst es Dir darin so einrichten, wie Du es willst. „Ich bin doch kein Architekt. Und für dieses Studium bin ich auch nicht geeignet,“ bekräftigt Moritz noch einmal seinen Standpunkt. „Aber neugierig bin ich schon, wie mein Traumschloss der Liebe aussehen könnte.“ Sein Herz redet eindringlich weiter. „Es sieht genau so aus wie das mächtige Schloss auf Hohenaschau. Du mußt nur den richtigen Zugang finden.“

„Zeige Dein freundlichstes Lächeln gleich an der Eingangstür. Du brauchst zum Lachen nicht in den Keller zu gehen. Schau einfach nur in den Spiegel der Sympathie.“ Die Stimme seines Herzens redet eindringlich weiter, und Moritz hört jetzt aufmerksam zu. „Hier an der gräflichen Garderobe kannst Du Deine Sorgen ablegen.“ „Befreie Dich von der Zwangsjacke - sie engt nur Deine Gefühle ein.“ „Den ritterlichen Mantel des Schweigens brauchst Du auch nicht.“ „In Deinem Traumschloss der Liebe können wir offen miteinander reden.“ Jetzt ist Moritz hin und weg. Diese Seelenmassage tut ihm richtig gut. Er hat Appetit bekommen auf immer mehr Streicheleinheiten. Im Gourmet Paradies der Schlossküche werden kleine Köstlichkeiten serviert. Die schmecken besser als in jeder Gerüchteküche, wo man immer nur Halbwahrheiten vorgesetzt bekommt. Moritz Möchtegern ist mit sich zufrieden. Will sich sonnen,in seiner Selbstgefälligkeit. Inmitten all seiner gesammelten Schnäppchen.

Da meldet sich wieder seine innere Stimme: „Wir sind ein Herz und eine Seele, wir sind ein starkes Team. Jetzt wollen wir gemeinsam das Schnäppchenzimmer umgestalten.“ „Vom Konsumtempel zum Raum der Bescheidenheit.“ „SALE! Alles muss raus!“ Moritz meint verwundert: „Dieser Raum ist dann doch kahl und leer.“ „Das ist ja genauso wie beim Aschauer Sommerschlussverkauf!! Sein Herz hat darauf gleich die passende Antwort: „Dieser Raum der Bescheidenheit befreit von Seelenmüll.“ „So bleibt viel mehr Platz für Gefühle.“ „Es ist ähnlich wie beim Laubensaal im Schloss Hohenaschau.“ „In der Mitte des Raumes entspringt die Quelle der Inspiration. Die Gedanken fließen frei dahin, Im kreativen Whirlpool sprudeln die Ideen.“

Moritz ist begeistert, und zugleich erstaunt. „Was ist das für eine undurchdringliche Wand?“, fragt er neugierig. „Ist das etwa die Kampenwand?“ „Du erkennst Dich wohl selbst nicht?“ antwortet sein eigenes ich. „Das ist nicht die Kampenwand.“ „Das ist Dein eigener Schatten.“ „Deine Schattenwand.“ Moritz ahnt es schon: Er muss über seinen Schatten springen. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten findet Moritz Möchtegern so richtig Spaß an dieser besonderen Gymnastik.

Hinter der Schattenwand sieht er ein offenes Fenster. Das Fenster zur Hoffnung. Moritz spürt es deutlich: Jetzt hat er die Sonne im Herzen. Die Kraft der Phantasie verleiht ihm Flügel. Er kann fliegen – besser als jeder Gleitschirmflieger. Der Wind trägt ihn federleicht in das Land der Träume. Sein Herz ruft Moritz zu: „Genieße den Augenblick!“ „Wenn Du an Dich glaubst, findest Du ohne Navi wieder zurück, in Dein Traumschloss der Liebe – in das Schloss Hohenaschau.“ 

 

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