Candy
Es ist eigentlich wie immer, seit nunmehr bald schon 20 Jahren. Ganz in weiß steht sie vor mir, meine kleine Freundin „Candy". Und der gute alte Roy Black (Gott habe ihn selig) singt dazu sein Lied, das ich immer noch gerne höre. Ich erinnere mich noch genau, wie es damals begann, als Candy und ich uns kennenlernten, im Media Markt.
Sie gefiel mir sofort, und ich nahm sie gleich zu mir mit nach Hause. In all den Jahren war sie mir stets eine treue Seele. Nun steht sie immer noch vor mir, ganz in weiß. Gut, einige Altersflecken sind bei ihr schon zu erkennen, und etliche Wassertropfen deuten auf eine Inkontinenz hin. Das ist bei Waschmaschinen, die in die Jahre gekommen sind, eben auch nicht anders. Aber jetzt ist nichts mehr, wie es mal war. Candy hatte heute eigentlich einen ruhigen Tag, vielleicht fühlte sie sich auch etwas alleingelassen. Und so kam ich zu ihr, mit meinen ungewaschenen Jeans, mit meinem ungebügelten Hemd, so wie einst Peter Cornelius.
Mir kam sofort wieder dieses Lied in den Sinn, das uns damals zusammenbrachte: „Du, entschuldige, i can dy, bist Du ned die kleine, die i schon als Bua gern ghabt hab?“ Ja, das sind schöne Erinnerungen. Auch im fortgeschrittenen Alter. Um Candy nicht zu überfordern, wählte ich ihr zuliebe den Schonwaschgang. Nach kurzer Zeit nahm ich einen Geruch wahr, den ich bei Candy bisher so nicht kannte. Beim zweiten Schleudergang wusste ich: Jetzt ist es so weit. Eine lebenswichtige Kabelverbindung war durchgeschmort, hatte Candy das Herz gebrochen, und diese Kurzschlussreaktion ausgelöst. Ich musste sofort alle lebenserhaltenden Programme stoppen, um noch schlimmeres zu verhindern. Jetzt muss ich Abschied nehmen von Candy.