Mörderei

Es ist schon wieder etwas passiert. Nicht in der Bäckerei, nicht in der Metzgerei. In einer wahrhaftig existierenden Mörderei geschah ganz und gar Ungeheuerliches.

Getarnt als unscheinbare Konditorei präsentierte sich das Schaufenster mit verlockenden kulinarischen Köstlichkeiten. Doch gleich hinter der Eingangstür führte der Wegweiser schnurstracks in die Mördergrube. War es der Vorhof zur Hölle?

Wie aufgebackene Semmeln lagen die Opfer in Reih und Glied in einem extra dafür eingerichteten großen Lagerraum, einige davon waren noch zusätzlich aufgebrezelt. Da wäre sogar der Leberkäsjunkie schwach geworden. Der führte aber bei diesen spektakulären Mordfällen nicht die Ermittlungen. Beim Anblick der süßlich riechenden Serienkillerkandidaten erschauderte Kommissar Lindt. Könnte er doch allzuleicht selbst als Opferlamm in dieser so starr daliegenden Gruppe mit dabei sein.

Er liebte Süßigkeiten über alles, und für seinen Namen war dies zumindest auch geschäftsschädigend. Der kommissarische Schokoladenliebhaber Lindt kniff seine spärlich vorhandenen Stirnfalten zusammen und rätselte beinahe schon fieberhaft vor sich hin. Waren die dahingerafften allesamt dem umwerfenden Charm der Kuchen und Schokoladenverkäuferin erlegen? Gewiss, die Kuchler Anni war mit ihrer Mordsgosch’n schon immer auch als eine Giftspritz’n bekannt, konnte sie doch ihren zuhauf erscheinenden männlichen Verehrern nicht nur das Wort im Mund umdrehen, gedanklich war sie bestimmt dazu fähig, so manchem lästig gewordenen Draufgänger auch den Hals umzudrehen. Ihre dreherischen Fähigkeiten hatte sie bestimmt nicht nur beim Teig drehen erlernt. Auch beim Tatsachen verdrehen war sie eine wahre Meisterin. Da wäre sogar der sagenumwobene Baron von Münchhausen vor Neid erblasst. 

Dieser scheinbare Edelmann hatte allerdings seine vornehme Noblesse längst verloren. Als letzter Kunde, der von der Kuchler Anni bedient wurde, lag er nun vollends verblasst im armseligen Häuflein der ehemaligen Konditorenkundschaft. Bei näherem Hinsehen entpuppte er sich zudem nur als falscher Fuchziger. Kommissar Lindt musste, wohl oder übel nun mit dem Verhör der Hauptverdächtigen beginnen. Er fragte die Anni Kuchler nach einer Kundenkartei. „Die führen wir hier nicht, wir haben nur Laufkundschaft“ entgegnete Anni. „Die jetzt nicht mehr laufen können“, konterte spontan der spürsinnige Kommissar Lindt. Er war über seinen treffenden Wortwitz am meisten überrascht.

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